3. - 7. Juni 2002

Montag, 3. Juni bis Freitag 7. Juni 2002

Montags gibt es immer die australische Variante von „Wer wird Millionär“, welche passenderweise „Who wants to be a millionaire“ heißt. Das Spiel funktioniert im Grunde genauso wie überall auf der Welt, nur dass man hier bei der Auswahlfrage keine Reihenfolge bestimmen muss, sondern einfach zwei richtige Antworten aus den vier Möglichkeiten herausfinden muss, z.B.

Die Knopfler Brüder von den Dire Straits hießen mit Vornamen wie? 

A) Mark      B) Jim

C) David D) John

Danach geht es dann so weiter wie bei Günther Jauch. Der australische Moderator ist meiner Meinung nach aber nur eine schwache Variante als Quizmaster, er wirkt ziemlich schleimig, aber das spielt ja im Grunde keine Rolle, wenn man eine Millionen Dollar gewinnen will. Die Fragen sind für meinen Hintergrund relativ schwierig. Ich hatte schon arge Probleme die richtigen Antworten bis zu den ersten $1000 zu finden, englische Sprichworte und australische Fauna sind halt nicht meine Spezialgebiete. Ein weiterer Unterschied zur deutschen Ausgabe besteht aber doch noch und zwar in dem Zeitpunkt in dem die Werbeunterbrechung gesendet wird. In Deutschland wird die Spannung gehalten und die Werbung vor der Auflösung der richtigen Antwort gesendet, so dass man nicht so schnell wegzappt. Hier kommt die Unterbrechung erst nach der Auflösung, seltsam.

Am Dienstag hatte ich dann meinen Zahnarzttermin. Ich sollte um 10 Uhr in der Praxis von Dr. Roxana Reichel sein, welche sich im nächsten Nachbarort befindet. Ich musste also den Bus nehmen, um dort hin zu kommen. Weil es die gleiche Buslinie ist, welche ich auch schon immer in Richtung City genommen hatte, dachte ich, das sei kein Problem. Ich bin also mit den Rad zur Bushaltestelle gefahren und hab auf den Bus gewartet, welcher erst mal 5 Minuten Verspätung hatte. Ich meinte aber, ich hätte noch genug Zeit, obwohl ich nicht genau wusste, wo ich hin musste. Nach gut 20 Minuten Fahrt waren wir im Nachbarort angekommen und ich musste nur noch die richtige Bushaltestelle zum aussteigen finden. Leider hab ich mich dabei um ein paar Haltestellen versehen, und bin in einem Industriegebiet gelandet anstatt an der Hauptgeschäftsstraße. Nachdem ich dann 10 Minuten herumgeirrt bin, bis ich endlich wieder wusste wo ich war, wollte ich den Rest der Strecke zu Fuß gehen, was jedoch unmöglich war, da es keinen Fußweg an der Hauptverkehrsstraße gab. So musste ich also auf den nächsten Bus warten und vier Stationen weiter fahren. Diesmal hab ich auch den Busfahrer gefragt, um ganz sicher zu gehen, die richtige Haltestelle zu erwischen. An der richtigen Haltestelle ausgestiegen, waren es auch nur noch einige Meter bis zur Zahnarztpraxis, welche relativ einfach zu finden war. Sie befindet sich wie gesagt an einer Hauptstraße, welche mehr oder weniger auf beiden Seiten von Geschäften und Läden gesäumt ist. Als ich dort ankam, war ich aber mittlerweile 45 Minuten zu spät, und mein Termin war leider verfallen. Es bestand auch nicht die Möglichkeit mich irgendwo dazwischenzuschieben, weil der Terminkalender voll ausgefüllt war. Das einzige was die nette Arzthelferin für mich machen konnte, war mir einen neuen Termin in der nächsten Woche zu geben. Da muss mein Loch wohl noch eine weitere Woche vor sich hinfaulen und auf eine neue Füllung warten, beim nächstem mal weiß ich aber zumindest sofort wo ich hin muss.

Der Mittwoch hat sich schon vorher mit schönem Wetter angekündigt, und das wollte ich nutzen. Zum Glück habe ich sehr flexible Arbeitszeiten, und so konnte ich mir den Tag auch frei nehmen. Der strahlend blaue Himmel hat das Thermometer noch einmal über die 20° Marke gehoben, und die klare Luft hat geradezu dazu eingeladen den AMP-Tower oder auch Centerpoint genannt, Sydneys Fernsehturm im Zentrum der Stadt, zu besichtigen. Ich bin also wieder mit dem Bus in die Stadt gefahren und am QVB ausgestiegen. Der Turm sollte hier in unmittelbarer Nähe sein, und ich dachte mir, das kann ja nicht schwer zu finden sein, so ein hoher Turm. Durch die vielen Hochhäuser war die Sicht nach oben aber meist versperrt, so dass ich erst noch einen kleinen Spaziergang durch Downtown Sydney gemacht habe, bis ich das Centerpoint Gebäude gefunden hatte. Solche Spaziergänge sind immer sehr interessant, weil man unheimlich viel sehen kann, zum einen immer neue Straßen und Gebäude, und zum anderen die unterschiedlichsten Menschen, was eigentlich noch viel interessanter ist.

Der Turm an sich steht auf dem Centerpoint Gebäude, und fängt erst in den höheren Stockwerken an, richtig Turm zu sein. Damit man auf die Aussichtsplattform kommen kann, muss man erst in das Centerpoint Gebäude in die Podium Etage. Hier kann man sich dann Eintrittskarten für $15 kaufen (wieder ermäßigt für Studenten), welche zum einen den Zutritt zu den Fahrstühlen nach oben beinhaltet, zum zweiten aber auch noch die Skytour auf dem Podium Level. Zuerst bin ich aber auf die Aussichtsplattform des Fernsehturms gefahren. Die Plattform liegt in 305m Höhe und man hat von dort oben einen Überblick über fast die gesamte Stadt. Im Osten konnte man die ganze Bucht bis zur schmalen Öffnung zum Pazifik sehen, ebenso wie die Strandgemeinde Manly, wo ich zwei Wochen zuvor gewesen war. Es ist sowieso ein tolles Gefühl, wenn man alles was man bisher schon von unten gesehen hat nun auch alles auf mal aus der Vogelperspektive erleben kann. Besonders gut konnte man die Hafenanlagen vom Circular Quay und Darling Harbour erkennen, welche in unmittelbarer Nähe vom Turm waren, und auch die Harbour Bridge konnte man von hier oben mal in einem Stück fotografieren. Etwas überrascht war ich dann aber doch, als ich gesehen habe wie grün Sydney eigentlich ist, überall sieht man Bäume und Parkanlagen, und zwischen den Hochhäusern entdeckt man immer wieder kleine, ältere Kirchen und andere Gebäude wie die alte Polizeistation. Einzig im Norden der Stadt, also dort wo ich wohne, war es relativ diesig, so dass man nicht so viel erkennen konnte. Zur besseren Aussicht gibt es auf der Plattform, welche übrigens nicht an der frischen Luft liegt, sondern voll verglast ist, auch Ferngläser in jede Richtung, und so konnte man die Ameisen unten noch besser erkennen. Nachdem ich ungefähr zehn mal in die Runde gegangen bin, hatte ich aber auch genug gesehen und bin wieder zum Podium Level zurück gefahren. Im Fahrstuhl hab ich sogar noch eine kleine Gruppe Deutscher getroffen, die gerade auf einem Australien Trip waren.

Auf dem Podium Deck ging es dann zum zweiten Teil, für den ich bezahlt hatte, der Skytour. Die Skytour ist eine Tour gemacht für Touristen, und soll den Menschen Australien etwas näher bringen. Auf unterschiedlichen Stationen wurde einem etwas über das Land und die Leute erzählt oder gezeigt. Man konnte hierbei sogar zwischen vier verschiedenen Sprachen im Kopfhörer wählen, zum einen natürlich Englisch, dann noch Japanisch, Indonesisch und noch eine asiatische Sprache, die ich auch nicht verstehe. Es kommen wohl doch nicht so viele deutsche Touristen hier her. Als Höhepunkt wurde man in einen großen Kinosaal mit drei Leinwänden gesetzt: vorne, link und rechts. Außerdem waren die Sitze nicht fest auf dem Boden installiert, sondern beweglich montiert, so dass man während der Vorstellung ordentlich durchgeschüttelt wurde. An manchen Stellen wurde man sogar mit Wasser benieselt, vorwiegend dann, wenn auf der Leinwand auch Wasser zu sehen war, z.B. beim Abtauchen in das Great Barrier Reef. Im Film wurden noch einmal alle Gegenden und touristischen Attraktionen des Landes gezeigt. Die ganze Show war relativ unterhaltsam, wenn auch ein wenig zu sehr auf Touristen zugeschnitten. Nach 40 Minuten war es dann aber auch schon vorbei und ich konnte wieder nach draußen an die frische Luft gehen. Es war mittlerweile kurz nach vier, und ich wollte mir noch China Town ansehen. Nach kurzer Suche hab ich dann auch eine Straße gefunden, welche mit großen Lettern und „China Town“ überschrieben war. Es folgte eine Gasse mit chinesischen Läden zu beiden Seiten, welche rund 150 Meter lang war, mehr als diese Läden war aber nicht zu sehen, wenn man mal von den Flugzettelverteilern für Scientology absieht. Im nachhinein hab ich aber erfahren, dass es noch mehr China Town einige Ecken weiter gibt. Mir hat es für den Tag aber erst mal gereicht. Und ich wollte wieder nach Hause fahren. Ich hab den Bus um viertel nach fünf noch erreicht, ich hatte jedoch nicht bedacht, dass es Mittwoch war und somit gerade die Rush Hour voll am laufen war. Anstatt vierzig Minuten hat der Bus über eine Stunde benötigt, und ich war froh, als ich endlich daheim war und mir das zweite Spiel der deutschen Mannschaft bei der Fußball WM ansehen konnte, gegen Irland war diesmal aber nur ein 1:1 drin.

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