8. Juni 2002

Samstag, 8, Juni 2002

Auf den heutigen Tag hatte ich mich schon lange gefreut, denn heute wollte ich mit Yvonne und Junji in die Blue Mountains fahren. Die Blue Mountains sind eine Gebirgskette im Westen von Sydney mit bis zu 1100 Metern hohen Bergen. Die hier vorwiegend wachsenden Eukalyptusbäume verbreiten einen Dunst, welcher aus der Ferne leicht bläulich wirkt, hieraus lässt sich auch der Name der Gegend ableiten. Heute wäre der Name Grey Mountains aber passender gewesen, denn es war stark bewölkt und hat teilweise etwas genieselt. Yvonne hatte Junji und mich zu diesem Trip eingeladen, weil wir ohne Auto ja sonst nicht die Möglichkeit hätten, uns auch mal die Umgebung von Sydney anzusehen. Ihr passte es an diesem Samstag auch ganz gut, weil ihr Mann an diesem Wochenende ebenfalls unterwegs war. Sie hat uns beide früh am Morgen abgeholt und um 8 Uhr haben wir uns auf den Weg in Richtung Berge gemacht. So früh wie an diesem Morgen bin ich in der ganzen Zeit, in der ich schon hier bin noch nicht aufgestanden.

Nach einer gut zweistündigen Autofahrt hatten wir dann unser erstes Ziel die Wentworth Falls erreicht. Wie der Name schon vermuten lässt handelt es sich hier um einen Wasserfall. Die meisten Attraktionen in den Blue Mountains sind touristisch so weit erschlossen, dass man mit dem Auto fast bis zum Aussichtspunkt (look out) fahren kann. Bei den Wentworth Falls musste man jedoch auch noch einen kleinen Weg in den Felsen unternehmen bevor man das großartige Schauspiel sehen konnte. Der Weg dorthin war relativ steil und mit zahlreichen Pfützen übersäht, weil es in der vorherigen Nacht geregnet hatte, inzwischen war es aber von oben wieder trocken. Nach mehreren Minuten war das Ziel dann vor unseren Augen zu sehen, und es war ein großartiger Anblick. Man konnte fast direkt über (durch) den Wasserfall gehen, und es war einer der schönsten Plätze, die ich bisher gesehen hatte, nur die anderen Touristen haben etwas gestört. Im Prinzip hätte man den Pfad, den wir hinunter zum Wasserfall gegangen waren, auch noch weiter bis ins Tal gehen können, aber leider war unser Japaner Junji etwas aus der Form, so dass wir wieder zurück in Richtung Auto gegangen sind, jedoch nicht bevor wir noch ausgiebig Fotos gemacht hatten.

Zurück am Auto angekommen hat es sich angeboten, auf dem dortigen Rastplatz ein kleines Picknick zu veranstalten. Yvonne hatte einen Kuchen gebacken und Croissons mitgebracht sowie heißes Wasser für Kaffee und Tee, ich konnte etwas Obst beisteuern. Die heißen Getränke waren auch bitter notwendig, denn es war saukalt. Yvonne hatte uns vorher extra noch gewarnt, uns warm anzuziehen, und ich hatte nahezu meine wärmsten Sachen an, aber eine Winterjacke wäre schon sehr angenehm gewesen. Dabei war es nicht alleine die Temperatur, welche einen frösteln ließ, sondern vielmehr der sehr scharfe Wind, der durch und durch ging. Ich war heilfroh, dass ich wenigstens eine Mütze dabei hatte. Die heißen Getränke haben dann aber auch erst mal weiter geholfen, und außerdem saßen wir etwas windgeschützt beim Picknick.

Nach der kleinen Pause ging es weiter zum Ort Katoomba, in dem sich eine der Hauptattraktionen der Blue Mountains befindet, die „Three Sisters“. Diese drei Schwestern sind im Grunde einfach drei natürliche Steinsäulen, welche jedoch irgendeine historische Bedeutung für die Aboriginals haben. Hier war dann auch ein Touristenauflauf schlechthin. Ich habe mich auch auf einen kurzen Weg von der Aussichtsebene direkt zu den Felsen selber gemacht, während Yvonne und Junji es bevorzugten, mich von weiter oben zu fotografieren, weil der Weg hinunter über eine steile Treppe führte. Nach dieser Station ging es dann weiter entlang der Hauptstraße, welche durch alle größeren Orte der Blue Mountains führt.

Entlang der Straße haben wir dann noch mehrere Aussichtspunkte besucht, welche alle einen beeindruckenden Ausblick auf verschiedene Täler und Felsformationen boten. Unter anderem gibt es hier auch einen Grand Canyon, welcher aber etwas grüner ist als der bekannte Canyon in den USA. Erfreulich war auch, dass das Wetter nach und nach immer besser wurde, ab Mittag schien sogar die Sonne von einem blauen Himmel und an windgeschützten Orten wurde es angenehm warm. Auch der Ausblick auf die Hügel und Täler war bei Sonnenschein gleich viel freundlicher als zuvor. Zum Abschluss sind wir dann noch nach Mt. Victoria gefahren, um einen Kaffee oder vielmehr eine heiße Schokolade zu trinken. 

Nach der Kaffeepause haben wir uns dann auf den Rückweg in Richtung Sydney gemacht, diesmal auf der nördlichen Route, während wir am Morgen eine Strecke weiter südlich genommen hatten. So nach und nach wurde es auch schon dunkel, und man konnte einen atemberaubenden Sonnenuntergang am Himmel beobachten, die Wolken schienen mehr oder weniger zu brennen. Yvonne meinte dabei, dass man nicht sehr häufig solche gewaltigen Sonneuntergänge hier beobachten könnte, in dieser Hinsicht hatten wir also richtig Glück.

Der Rückweg führte uns durch eine Gegend, welche das Hauptanbaugebiet für Obst hier beherbergt, und alle hundert Meter konnte man am Straßenrand Äpfel oder anderes kaufen, hier ist ja gerade Herbst. Auch wir haben die Gelegenheit wahrgenommen, und ich habe mir mit Yvonne einen 3kg Beutel Granny Smith geteilt. Da konnte man richtig Appetit bekommen, und ich hatte vorgeschlagen, dass wir Yvonne für die tolle Möglichkeit uns die Blue Mountains zu zeigen, zum essen einladen wollten. Als Gegenvorschlag stand aber eine schon fertig vorbereitete Lasagne und Gemüse bei Yvonne bereit, und das wollte sie unbedingt loswerden.  Da konnte man nichts machen.

Bei ihr zu Hause angekommen hat uns erst man ihre Katze begrüßt, die sehr viel von Garfield hat, zumindest vom Umfang her. Auch im Haus war es saukalt, aber das ließ sich durch ein wohliges Ofenfeuer schnell beheben. Das Haus war im allgemeinen sehr gemütlich, mit einem kleinen Garten und allem was so dazu gehört. Als Begrüßungstrunk gab es erst mal ein selbstgebrautes Bier, es ist recht weit verbreitet in Australien, sein Bier selber zu brauen, man kann dazu sogar Fertigpackungen beim Woolworth kaufen, man muss dann nur noch Wasser hinzugeben und zwei bis drei Wochen warten bis man das wohlschmeckende, kühle Gesöff trinken kann, wahrscheinlich ist es aber nicht nach dem deutschen Reinheitsgebot gereift, aber was soll’s.

Nach einiger Zeit konnten wir auch die Lasagne essen und dazu wie gesagt Ofengemüse. Hier ist man z.B. auch Kürbis als ganz normales Gemüse, meinen Geschmack trifft das aber nicht so ganz. Zum Nachtisch gab es dann sogar noch Pudding, obwohl wir eigentlich schon von der sehr leckeren Lasagne satt waren. Der Pudding hier ist aber etwas ganz anderes als Pudding bei uns. Hier ist ein Pudding ein warmer, süßer Kuchen mit Sauce, so ganz normaler Schokoladenpudding ist hier nicht so verbreitet, den muss ich mir vielleicht mal schicken lassen, als Pulver natürlich. Aber auch der australische Pudding war sehr lecker, und danach waren wir voll bis oben hin. Es war mittlerweile auch schon neun Uhr, und Yvonne hat Junji und mich dann auch nach Hause gebracht, der Weg war auch nicht sehr weit, denn sie wohnt nicht weit entfernt. Daheim angekommen hab ich mich dann relativ schnell in die Falle gehauen und mich über diesen gelungenen Tag gefreut.

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