19. - 21. Juni 2002

Freitag 19. Juli bis Sonntag 21. Juli

Diesen Freitag stand mal wieder ein etwas größerer Ausflug auf meinem Programm. Yvonne hatte mich gefragt, ob ich Lust hätte, auf einen Camping Trip mit ihrem Motorradclub mitzukommen, und da lasse ich mich nicht zwei mal fragen. Nun ging es also los, Freitag Abend stand ich mit gepackten Sachen vor der Tür und hab darauf gewartet, dass Yvonne mich abholt. Obwohl der Ausflug im Rahmen der Bikergruppe statt fand, ist Yvonne mit dem Auto gefahren, weil es doch allerhand Utensilien zu transportieren gab, neben mir musste nämlich noch zwei Zelte, mehrere Schlafsäcke, eine Matratze, ein paar Isomatten, ein kompletter Gasgrill sowie einiges an Lebensmitteln fürs Wochenende zum Campingplatz gebracht werden. Da ist so ein Auto doch flexibler als ein Motorrad. Yvonnes Mann John ist jedoch mit seiner BMW gefahren, weil im Wagen nur zwei Sitzplätze waren, da es so eine Art Pick Up mit aufgesetztem Hinterteil war. Auf jeden Fall kam Yvonne um sieben Uhr zu meinem Haus und hat mich abgeholt.

Nachdem ich dann meine paar Sachen verstaut hatte ging es dann los in Richtung Spencer. Der Ort liegt nördlich von Sydney und ist mehr oder weniger von Nationalparks umgeben. Nach gut 1,5 Stunden waren wir dann auch an unserem Zeltplatz angekommen, welcher den Namen Boree Log hatte. Im Grunde genommen handelt es sich hierbei aber gar nicht um einen Campingplatz, sondern nur um eine große Wiese, welche vor dem Haus eines der Mitglieder des Clubs liegt, der Name Boree Log steht deshalb auch mehr für das Treffen an sich als für den Platz. Mittlerweile findet dieses Camping Wochenende nämlich schon zum 14. Mal statt und immer im Winter und immer auf dieser Wiese. Normalerweise fängt das Treffen auch erst am Samstag an, aber einige Leute kommen immer schon einen Tag früher zum campen, wie auch wir diesmal. Als wir ankamen war es natürlich schon stockduster und ein paar Leute waren schon da und wärmten sich an einem kleinen Lagerfeuer aus Europaletten, denn es war doch recht frisch draußen. Unter anderen war John auch schon mit seinem Motorrad angekommen. John kommt aus Holland und heißt eigentlich Johannis, weil die Aussies das aber immer als Joanne ausgesprochen hatten, hat er sich einfach John genannt, seinen holländischen Akzent hört man aber immer noch deutlich.

Nach kurzem aufwärmen ging es schließlich daran die Zelte aufzubauen. In der ersten Nacht konnte ich in einem nicht belegten 2-Mannzelt von Bones übernachten, einem der Biker und zusätzlich Banjospieler. Ich war ganz froh, dass ich in der Dunkelheit kein Zelt aufbauen musste, sondern nur meine Sachen dort zurechtlegen musste. Ich hab aber Yvonne und John beim aufbauen von ihrem Igluzelt geholfen. Am Samstag müsste ich dann aber mein eigenes Zelt noch aufbauen, bzw. vielmehr das Bushwalking 1-Mannzelt von John. Nach dem aufbauen haben uns dann die Besitzer der Wiese Eve und Cederic zu sich in die warme Stube eingeladen, deren Haus lag ja direkt an der Wiese. Hier konnten wir uns dann noch mal aufwärmen, bevor es dann wieder raus in die kalten Zelte zum schlafen ging. Im Zelt selber hab ich dann mit allerhand wärmenden Klamotten versucht, mich warm zu halten, dazu gehörten unter anderem auch ein Schal, eine Mütze mit Ohren sowie mein Trainingsanzug. Weiterhin hatte ich gleich zwei Schlafsäcke, die mich vor der Kälte schützen sollten. Im Grunde machte ich mir auch nur um meine Füße Sorgen, aber die hatte ich zuvor schon überm Feuer geröstet. In sofern hatte ich keine Probleme schnell einzuschlafen. Bevor ich jedoch eingeschlafen bin, hab ich noch gehört wie draußen etwas um die Zelte geschlichen ist. Yvonne meinte am nächsten Tag, dass das vielleicht ein Wallaby gewesen ist, die etwas kleinere Variante des Kängurus, es hat sich jedoch keiner getraut den Kopf in die Kälte draußen zu stecken.

Das Ende der Nacht war für mich um sechs Uhr in der Früh erreicht, weil das Bier vom vorigen Abend seinen Weg nach draußen suchte. Ich musste also aus meinem schön über die Zeit angewärmten Schlafsack heraus und in den noch relativ dunklen Morgen gehen. Mit meiner Taschenlampe bewaffnet hab ich mich schließlich auf den Weg in Richtung Toilette gemacht. Das Gras auf der Wiese war vom Reif weiß überzogen, was mich noch in der Überzeugung bekräftigte, dass es über Nacht draußen gefroren hatte. Als Toilette stand uns ein kleines Häuschen mit Plumsklo am Rande des Zeltplatzes zur Verfügung, und als Tür fungierte eine Jutedecke. Daher war es auch im Klo saukalt, aber dafür gab es wenigsten keine giftigen Spinnen dort, welche bei wärmeren Temperaturen sich gerne an solchen Verstecken aufhalten. Für meine Bedürfnisse hat der Ort in diesem Augenblick jedoch vollkommen ausgereicht, und erleichtert bin ich wieder zurück in den warmen Schlafsack gekrochen und habe weitergeschlafen.

So gegen neun Uhr wurde ich dann das nächste mal wach. Inzwischen war die Sonne aufgegangen und schien jetzt direkt auf mein Zelt. Man mag es nicht glauben, aber binnen kurzer Zeit wurde es richtig warm um nicht zu sagen zu warm im Zelt, so dass ich nach und nach alle meine wärmenden Klamotten ausziehen konnte. Um halb zehn kamen dann auch die ersten Stimmen von draußen und ich vernahm ein „Stefan, breakfest“ welches mich aber nicht sofort zum aufstehen bewegen konnte. Nach einigen Minuten bekam ich dann aber doch Hunger und habe mich zum Frühstück begeben. Unter anderem hatten wir auch einen kleinen Propangasgrill mitgebracht, und auf diesem wurden dann zuerst ein paar Toastbrote geröstet, welche ich mit Honig genossen habe. Danach stand dann eine etwas australischere Variante des Frühstücks auf dem Speiseplan, es gab Toast mit gegrillten Speck und Eiern und dazu O-Saft. Diese Art von Frühstück ist durchaus eine Alternative zu meiner sonstigen Gewohnheit als Süßfrühstücker. Nach dem Frühstück habe ich mich dann daran gemacht mein Einmannzelt für die nächste Nacht aufzubauen, was ich auch problemlos gemeistert habe.

Nach dem Frühstück hatte uns Eve eingeladen, eine Bushwalking Tour im Popran Nationalpark mit Ihr zu machen. Dieses Angebot konnten wir natürlich nicht ablehnen, zumal Eve auch eine Expertin für diesen Bereich ist, denn sie macht solche Führungen häufiger, weil sie eine ehrenamtliche Mitarbeiterin der Parkverwaltung ist. So sind wir dann mit sechs Personen (Eve, Yvonne, Trish, die beiden Enkel von Eve und ich) und zwei Autos zum Nationalpark gefahren. Das erste Stück auf dem Weg dorthin war noch eine halbwegs normale Straße, aber danach ging es weiter auf einer Buckelpiste, welche teilweise so uneben und steil war, dass wir froh waren 4-Rad Antrieb zu haben. Den ersten Halt auf unserer Tour machten wir dann schließlich am Mount Olive. Dieser Berg ist der höchste Punkt in der näheren Umgebung und nach einer kleinen Kletterpartie zum Gipfel hat man einen wunderschönen Ausblick auf die umgebende Landschaft. Die Sicht am heutigen Tag war auch ausgezeichnet, so dass man fast bis zu Küste sehen konnte, ansonsten hat man viele Berge, Täler und Gumtrees gesehen, wie die Eukalyptusbäume hier genannt werden. Zu unserem nächstes Ziel mussten wir dann wieder mit dem Auto fahren und erneut einen kurzen Weg zu Fuß gehen. Auf dem Fußmarsch hat uns Eve dann allerhand interessantes über den Busch hier erzählt. Es gibt z.B. eine Blüte, welche bei vollem Blütenstand einen Nektar enthält, den man auch mit den Fingern erreichen kann, und fortan haben wir jede dieser Blüten auf Nektar getestet. Leider waren die meisten schon zu verblüht und ausgetrocknet, um noch etwas Nektar zu genießen, ein wenig habe ich aber doch noch gekostet, schmeckt ungefähr wie Honig oder einfach nur süß. Etwas weiter auf dem Weg haben wir dann ein paar Exkremente gefunden und Eve hat uns aufgeklärt von welchen Tier die denn stammen und woran man das erkennen kann, es war Wallabie Poh, sehr interessant. Am Ende unseres Weges lag dann schließlich eine Bach mit einer Art natürlichen Pool. Dieser Ort war wie aus dem Bilderbuch, eine Oase in mitten der Wildnis, hier haben wir schließlich eine Pause gemacht und ein paar Snacks zu uns genommen. Die klebrigen Finger vom dem Kuchen haben wir schließlich mit „Naturseife“ gewaschen. Eve hat uns Blätter gezeigt, welche eine Art Seife freigeben, wenn man sie etwas zerdrückt, das war schon wahnsinnig interessant, was es alles so gibt, von alleine wäre man ja nie darauf gekommen irgendwelche Blätter zu zerdrücken und auszuprobieren, ob man sie als Seife benutzen kann. Etwas weiter unten am Bachlauf konnte man dann auch noch Aboriginal Gravuren im Stein sehen, es waren unter anderem Fische und eine Schildkröte zu erkennen. Nach der Pause haben wir uns dann wieder auf den Rückweg gemacht, aber nicht ohne noch einmal an einer weiteren Stelle mit Gravuren anzuhalten. Diesmal konnte man zwei Frauen im Stein eingeritzt erkennen, aber auch nur wenn man wusste wo, und wie man die Linien am besten zum Vorschein bringt. Zu diesem Zweck hatte Eve nämlich etwas Wasser über die Felsplatte gegossen, so dass man die Linien besser sehen konnte. An einer weiteren Stellen war dann auch noch ein Känguru zu sehen. Und wo wie gerade beim Thema Känguru sind, ich hab auf der weiteren Rückfahrt dann auch noch mein erstes richtiges Känguru gesehen, es lag tot auf der Straße. Es war schon leicht verwest und hatte ein gebrochenes Rückgrad, und weil Eve das Skelett restaurieren wollte, um es Kindern zu zeigen haben wir es kurzerhand eingepackt und mitgenommen. Dazu muss ich jedoch auch noch sagen, dass es sich hierbei nur ein kleines Känguru ein sogenanntes Wallabie gehandelt hat, welches nicht größer als ein Pudel ist und gut in den Kofferraum gepasst hat. Um drei Uhr waren wir schließlich wieder am Zeltplatz angekommen, welche schon deutlich voller war als am Morgen.

Inzwischen waren auch die anderen Mitglieder des Motorradclubs angekommen und die ganze Wiese stand nun voller Zelte und Motorräder. Insgesamt waren wohl um die 50 campingverrückte da und die Sache fing an richtig ins rollen zu kommen. Am Nachmittag wurden zunächst einige Spiele für die ebenfalls anwesenden Kinder veranstaltet. Als erstes Spiel stand eine leichte Abwandlung der Reise nach Jerusalem auf dem Programm. In einem kleinen Heuhaufen wurden Kartoffeln versteckt und um diesen Heuhaufen fuhren dann ein paar Biker mit jeweils einem Kind auf dem Rücksitz herum. Dazu wurde dann eine schreckliche Musik gespielt und wenn diese dann verklang, kann man sich vorstellen was passierte, alle Kinder rasten auf das Heu zu und haben es unter großer Freude nach den Kartoffeln durchwühlt, wobei eines immer leer ausging. Das war schon ein richtiger Spaß den kleinen da beim spielen im Heu zuzusehen. Es wurde aber noch besser, denn im nächsten Spiel saßen dann auch Erwachsene auf dem Rücksitz und haben sich ins Heu gestürzt. Danach kamen dann noch so interessante Spiele wie Slow Race bei dem man möglichst langsam auf dem Motorrad fährt, ohne dabei die Spur zu verlassen oder einen Fuß abzusetzten, oder Reifenweitwerfen jedoch erst nachdem überprüft wurde, dass sich keine giftigen Spinnen im Reifen mehr verstecken.

Nach und nach wurde es dann immer dunkler und es wurde Zeit das Osterfeuer in der Mitte der Wiese zu entfachen. Nun, in Wirklichkeit war es natürlich kein Osterfeuer weil ja Juli ist, aber es hat mich halt sehr stark daran erinnert, ein großer Haufen von Gartenabfällen die brennen. Im Gegensatz zu dem Rest der Umgebung war es in der Nähe des Feuers auch richtig heiß und der gemütliche Teil des Abends konnte beginnen. Ich hab viele neue Leute kennen gelernt und mich mit ihnen unterhalten, auf Englisch natürlich. Die Namen von den meisten hatte ich jedoch schon nach fünf Minuten wieder vergessen, kein Wunder bei den vielen neuen Eindrücken. Ich kann mich nur noch an Isabel erinnern, das mag zum einen daran liegen, dass sie unheimlich süß aussah, oder weil sie aus Teneriffa kommt und auch nur für eine Zeit hier in Australien ist. Wir haben uns auf jeden Fall nett unterhalten, leider war von meinem mal gelernten Spanisch nicht mehr viel vorhanden. Für das leibliche Wohl war ebenfalls umfangreich gesorgt. Zwei tote Tiere rollten sich am Spieß über zwei kleineren Grillfeuern, ein Lamm und ein gerolltes Schwein. Aber auch Gemüse, Folienkartoffeln und einige Salate standen zum Verzehr bereit, so dass man garantiert satt wurde. Wer trotzdem noch Appetit verspürte konnte dann später am Abend sogar noch Geburtstagskuchen bekommen. Cederic hat zwar erst im August seinen 70. Geburtstag, aber weil ja jetzt gerade alle hier waren, bekam er den Kuchen mit Kerzen halt schon etwas früher. Um vor dem heißen Feuer nicht auszutrocknen wurde natürlich auch etwas getrunken, hauptsächlich Bier. Die Australier haben dabei ein recht eigenartiges Utensil, welches sie beim trinken benutzen, den sogenannten Stubbieholder. Es handelt sich hierbei mehr oder weniger um ein isolierenden Überzug aus Neopren oder so für die Bierdose oder Flasche. Der Stubbieholder hat dabei zwei zentrale Aufgaben, zum einen soll er verhindern, dass das Bier kalt wird, was bei den gegebenen Außentemperaturen jedoch nur schwer möglich war, und zum anderen schützt er die Hände des Biertrinkers vor den eiskalten Dosen oder Flaschen, denn der Australier an sich liebt sein Bier eisgekühlt. Durch die viele frische Luft am Tag und den mitunter doch anstrengenden englischen Unterhaltungen war ich schon relativ früh müde und bin um elf in mein Einmannzelt verschwunden, um zu schlafen. Obwohl ich jetzt doch schon etwas länger hier bin, muss ich mich immer noch sehr konzentrieren, wenn ich mich auf Englisch unterhalte, aber es wird zunehmend besser.

Die zweite Nacht war schon nicht mehr ganz so kalt wie die erste, einerseits weil es draußen nicht so kalt war und andererseits hält das kleinere Einmannzelt die eigene Wärme besser. So wurde ich also am nächsten Morgen wieder durch ein „Stefan, breakfest“ geweckt, diesmal jedoch schon um neun, die Sonne war aber bereits lange aufgegangen. Am heutigen Sonntag gab es ein größeres Frühstück, weil ja auch einiges mehr an Leuten da war. Es gab wieder Toast mit Bacon und Eggs, diesmal jedoch vom großen Grill. Nach dem Frühstück wurde sich noch einmal nett mit allen unterhalten, bevor es dann ans zusammenpacken ging. Im Prinzip war dies recht schnell erledigt und um 12:30 Uhr haben wir dann wieder unsere Heimreise angetreten. Wir haben einen anderen Weg als auf der Hinfahrt genommen, und man konnte nun bei Tageslicht auch die wunderschöne Landschaft erleben und genießen. Der Weg führte unter anderem auch über eine Fähre, wo wir noch einmal einige der Biker getroffen haben. Die Strecke ist unter den Motorradfahrern sehr beliebt, wie sie sowohl kurvenreich als auch relativ unbefahren ist. Als wir dann zu Hause ankamen, hab ich mich erst mal in die warme Nachmittagssonne gelegt und ein wenig Schlaf nachgeholt. Das war ein durch und durch gelungenes Wochenende und Yvonne hat gesagt, falls sie wieder etwas in der Art unternehmen, werden sich mich auch noch einmal fragen mitzukommen.

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