4. Mai 2002

Samstag, 4. Mai 2002

Samstag morgen hieß für mich erst mal ausschlafen, obwohl ich immer noch relativ früh am morgen aufwache, aber heute musste ich halt nicht aufstehen. Beim Frühstück hab ich meine letzte Packung von dem geschmuggelten Nutella aufgegessen, immer wieder eine schöne Erinnerung an das Spanisch Team, von dem ich die drei kleinen Packungen zum Abschied bekommen hatte und an die Heimat im Allgemeinen. Wo wir gerade bei dem Thema sind, morgens überkommt mich jetzt auch mal häufiger Heimweh, wenn ich so alleine im Bett liege. Es ist zwar alles wunderbar hier, aber man vermisst die Familie und die Freunde doch irgendwie, und manchmal wünsche ich mir einfach jemanden zum in den Arm nehmen. Aber auch das geht vorüber.

Nach dem Frühstück bin ich erst mal wieder zum Shopping Center gegangen, um mir Turnschuhe zu kaufen. Bisher hatte ich hier immer meine relativ dicken Winterschuhe an, aber auf die Dauer war das doch zu warm. Außerdem wollte ich mir schon länger auch in Deutschland schon neue Turnschuhe zulegen. Nachdem ich zuerst in den Auslagen der Sportläden geschaut hatte, bei denen mir die Preise jedoch zu hoch waren, bin ich in dem Laden der Grace Bros. gelandet. Dieser ist in etwa vergleichbar mit Karstadt. Hier hab ich dann auch sehr schnell ein Paar Adidas Schuhe gefunden die mir gefielen. Leider wusste ich meine Schuhgröße nur im deutschen Maßstab. Die freundliche Verkäuferin hat meine Schuhgröße dann aber auf 12 geschätzt, was sich dann auch als goldrichtig herausstellte, und weil mir die Schuhe gefallen haben, habe ich sie dann auch genommen.

Den weiteren Tag wollte ich damit verbringen, in die City von Sydney zu fahren. Ich bin ja schließlich schon seit einer Woche hier und hab eigentlich noch nichts von Sydney gesehen. Das Wetter war geradezu perfekt dazu, die Sonne strahlte in einem blauen Himmel und es war teilweise sogar richtig heiß, so dass ich kurze Hosen anziehen konnte. Ich bin dann mit dem Bus (der 288) Richtung City gefahren. Die Fahrt hat $3.80 gekostet und ungefähr 40 Minuten gedauert. Noch bevor wir die City erreichten, konnte ich erst mal wieder richtig realisieren, dass ich jetzt in Sydney bin, weil wir über die Harbour Bridge gefahren sind, und man von hier aus auch schon das weltberühmte Opernhaus sehen konnte. Die Endstation des Busses war das Queen Victoria Building mitten in der City, wo ich um 12 Uhr mittags ankam. Es ist wie schon der Name sagt im viktorianischen Stil erbaut und soll mit das schönste Einkaufszentrum der Welt sein. Heute hatte ich aber erst mal andere Ziele.

Karte Sydney City

Als mein erstes Ziel hatte ich mir das Sydney Opera House ausgesucht. Dazu musste ich erst mal durch die City in Richtung Wasser gehen, und nach 20 Minuten war ich dann dort. Wenn man so davor steht ist das schon ein beeindruckendes Gebäude, genauer gesagt sind es sogar mehrere Gebäude, die neben und durcheinander angeordnet sind. Ich bin dann fast zwei Stunden um und im Opernhaus rumgelaufen. Ich kann jetzt gar nicht beschreiben, was man dort für viele Eindrücke bekommt, aber es lohnt sich in jedem Fall. Angrenzend an das Opernhaus ist ein botanischer Garten mit vielen einheimischen Pflanzen, welchen ich aber aus Zeitgründen nicht durchgangen habe. Das ist aber auf jeden Fall eine Station für einen zweiten Besuch. Den Weg vom und zum Opernhaus ist von kleinen Läden gesäumt, und hier sieht man mal wieder, dass Deutschland ein Exportland ist. Exportartikel Nr. 1: Touristen. Ich glaube deutsche Touristen trifft man überall auf der Welt, und das interessante ist, man erkennt sie auch schon ohne dass sie sprechen. Natürlich sind aber Touristen aus der ganzen Welt hier anzutreffen, unter anderem erstaunlich viele Rentner. Man könnte sich wahrscheinlich einen ganzen Tag an die Oper setzten und sich einfach die vorbeiziehenden Menschen anschauen, ohne dass einem langweilig würde.

Auf dem Weg zu dem nächsten Wahrzeichen von Sydney, der Harbour Bridge, welche eigentlich überall präsent ist, muss man auch am Circular Quay vorbei. Das ist die zentrale Anlaufstelle für alle Fähren, welche Sydney mit der näheren Umgebung verbinden. Von hier aus kann man auch Hafenrundfahren buchen, aber das stand heute nicht auf meinem Programm. Einige Meter vom Circular Quay entfernt liegt dann auch schon die Bounty. Nein nicht das Original auf dem die berühmte Meuterei stattfand und auch kein Schokoriegel, sondern ein Nachbau des Schiffes welches für die Verfilmung der Geschichte um Kapitän Bley mit Mel Gibson angefertigt wurde. Leider wird das Schiff zu Zeit ausgebessert, so dass es nicht besichtigt werden kann und auch nicht Ausfahrten in den Hafen macht.

Ebenfalls auf dem Weg zur Brücke liegt „The Rocks“, mehr oder weniger die Altstadt von Sydney. Heute ist es aber mehr ein Touristenviertel in dem viele kleine Läden und Buden stehen und versuchen SchnickSchnack an den Mann zu bringen. Außerdem ist hier eine Art Markt auf dem fliegende Händler unter Sonnenschirmen alles von Postkarten über Plüschkoala bis zu Handgesprayten Kunstwerken verkaufen. Ich hab mich hier erst mal mit Postkarten eingedeckt, nur Briefmarken konnte man hier nicht bekommen. Weiterhin gibt es hier viele Restaurants und Imbissbuden. Bei einer dieser Buden hab ich mir dann auch mein Mittagessen gegönnt ein mexikanischer „Doner Kebab“. Außer dem Namen hat das aber nicht viel mit dem gemeinsam, was ich bisher als Döner kannte. Es handelt sich dabei mehr um so eine Art Enchiladas mit allem möglichen in einem Teigfladen eingerollt. Auf jeden Fall war es schmackhaft. Beim essen hab ich dann noch den Löwenbräu Keller entdeckt. Hier gibt es deutsches Bier serviert von Kellnerinnen in bayrischen Trachten, wenn das keine Kultur ist. Aber hier werden alle Spiele der anstehenden Fussball WM live übertragen, vielleicht sitze ich dann ja auch dort.

Wenn man sich im The Rocks Viertel befindet ist man quasi schon direkt unter der Harbour Bridge, jetzt musste ich nur einen Weg finden, der auch hinauf zu ihr führt. Dazu muss man so gut wie an den Anfang der rund 500m langen Brücke gehen und dann noch einige Stufen nach oben. Man kann auch eine Brückenbesteigung der Harbour Bridge machen, bei der man dann unter Führung und angeseilt über den großen, oberen Bogen der Brücke geht. Die Führung sollte aber fast drei Stunden dauern, und ohne vorherige Anmeldung läuft da auch nichts. Also bin ich erst mal nur so über die Brücke gegangen. Von der Mitte der Brücke hat man dann eine wunderbare Aussicht über den Naturhafen von Sydney. Der Ausdruck Naturhafen soll jetzt aber nicht bedeuten, dass das Ufer einfach naturbelassen ist, sondern vielmehr dass Sydney an einer großen natürlichen Bucht vom Pazifik liegt, welche eine nur enge Öffnung zum Meer hat. Insgesamt reicht die Bucht bis zu 20km ins Land rein. Das konnte man allerdings nicht alles von der Brücke aus sehen. Auf der anderen Seite des Ufers in North Sydney angekommen, bin ich erneut in Richtung Wasser gegangen, diesmal halt nur auf der anderen Seite der Bucht. Von hier aus hat man dann noch mal eine ganz neue Perspektive auf das Opernhaus, welches ich heute bestimmt zehn mal fotografiert habe. Ebenso gibt es auf dieser Seite einen kleinen Vergnügungspark, den Luna Park. Leider hatte er schon geschlossen als ich dort ankam. Vielleicht beim nächsten mal, denn auch hier lohnt es sich in jedem Fall, ein zweites mal herzukommen.

So langsam wurde es dann auch Zeit für mich, an den Rückweg zu denken, denn ich wollte den Bus um 17:10 Uhr zurück erwischen, damit ich noch rechtzeitig zum Abendbrot wieder im Studentenwohnheim bin. Auf dem Weg zur Bushaltestelle hab ich mich dann erst einmal verlaufen, weil die Busse nicht von der gleichen Stelle abfahren an der sie auch ankommen. Es waren nur noch fünf Minuten bis zur Abfahrt, und ich wusste nicht wohin, großartig. Im letzten Moment hab ich den richtigen Weg dann doch noch gefunden und war zeitig zum Dinner zurück.

Am Abend war ich dann völlig fertig und mein rechtes Knie bereitete mir nach dem vielen laufen einige Sorgen, weil ich mittlerweile nur noch humpelnd voran kam. Zum Glück hatte ich in meiner Reiseapotheke einige Schmerzstillende Pillen gefunden, welche nach einiger Zeit ihre Wirkung taten. Den Rest des Abends hab ich schließlich in meinem Zimmer verbracht und mir Dr. Dolittle angesehen. Ein rund um gelungener Tag.

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